Bewusstes Leben - Gutes Gewissen
Ich war früher eigentlich ganz nett. Ich
mochte die Menschen und auch die Tiere.
Dann wurde mir bewusst, dass es in sich
ein Widerspruch ist, einerseits die Tiere zu mögen und sie doch zu
essen. Nach einer gewissen Bedenkzeit wurde ich dann also
Vegetarier. Fisch aß ich aber noch, weil ich einerseits nicht auf
alles verzichten wollte und wahrscheinlich auch, weil Fische nicht
ganz so warmherzig aus ihren Augen schauen.
Dann machte mich ein ebenfalls
sehr bewusst denkender Mensch darauf aufmerksam, dass es ja noch
unmenschlicher ist, Fische zu essen, weil man damit noch mehr
Wesen schädigt. Während man sich das Fleisch eines Rindes
schließlich mit vielen Menschen teilt, greift man beispielsweise
beim Essen eines Krabbenbrötchens empfindlich in viele
Einzelschicksale ein.
Da hatte er recht. Daraufhin gab es für
mich nur noch Tofubrötchen.
Seit man mir aber glaubhaft darlegte, dass
beim Anbau von Sojapflanzen allein durch die Bewirtschaftung des
Landes ebenfalls eine Unmenge an Lebewesen sterben, vornehmlich
Insekten, habe ich lange Zeit nur noch Wackelpudding gegessen.
Um es kurz zu machen: Nachdem ich
bewusster und bewusster wurde, verließ ich schließlich meine
Wohnung nicht mehr, da es auf Dauer nicht möglich war, unbekleidet
auf die Straße zu gehen. Kleidung - ich kam einfach nicht umhin,
es nicht zu bemerken - schädigt so ziemlich alle Lebewesen, selbst
die, die sie bekleiden, und so kamen Hemd und Hose für mich und
mein gutes Gewissen nicht mehr in Frage.
Das gute Gewissen aber ist meine
Lebensmaxime - ich hätte nur gedacht, es würde sich besser
anfühlen, wenn ich es (fast) hatte. Ich aber hatte Hunger und
fror.
Es musste ein Kompromiss her, der so wenig
Wesen wie möglich schädigt und sogar so viele Wesen wie möglich
schützt.
Nach reiflicher Überlegung bin ich nun
endlich auf eine Lösung gekommen: Ich werde Menschen fressen -
freilich keine Vegetarier… - wenn sie kein Fisch
essen.
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